Opa, bitte spiel mit mir!
Anne hüpfte nervös von einem Fuß auf den anderen. Anne war mittlerweile 9 Jahre alt, ging in die Schule und konnte schon gut lesen. Sie verbrachte viel Zeit mit ihrem Großvater, der leider seit einigen Jahren erblindet war. Obwohl er schon über 80 Jahre alt war, befand sich sein Gedächtnis allerdings noch in einem tadellosen Zustand und deshalb konnte man prima Spaß mit ihm haben.
Sie spielten oft zusammen Schach: Anne musste ihrem Großvater nur sagen, welche Figur sie von wo nach wo setzte, den Rest konnte er im Kopf durchspielen. Es ist überflüssig zu erwähnen, dass der Großvater ein ausgezeichneter Schachspieler war. Er war sogar so gut, dass er es für Anne immer so aussehen ließ, als hätte sie ganz knapp gewonnen. Er mochte Anne mindestens so gerne wie sie ihn und deshalb ließ er sie gerne gewinnen, damit sie die Lust am Spiel nicht verlor. Heute aber hatte der Großvater keine Lust auf ein Schachspiel, denn er war ein wenig müde.
Ach, Anne. Was sollen wir denn spielen? Ich bin alt und blind und…
Jajaaa, das weiß ich doch alles. Wie wär's, wenn Du Dir ein neues Spiel einfallen ließest? Du hast doch immer so lustige Einfälle.
Ich weiß nicht, ob…
Büttäääää Opi! Büddä büddä büddä!
Nun lass mich doch erst einmal nachdenken
Der Großvater runzelte die Stirn und fing an zu grübeln.
Ich hol Dir schnell den Kandis-Zucker, Opi
Am besten konnte er nachdenken, wenn seine alten Zähne dabei Kandis-Zucker mahlten und sich das herrlich knirschende Gefühl im ganzen Körper bemerkbar machte. Er konnte dabei sehr gut entspannen. Nachdenklich wippte er in seinem Schaukelstuhl und kratzte sich mit der rechten Hand über die Bartstoppeln. Rasieren müsste er sich auch mal wieder. Seit einigen Jahren war er ein wenig nachlässig geworden was das Rasieren anging. Aber die Bewegungsabläufe kannte er noch immer. Er kannte jede Kurve seines Gesichtes, die Wuchsrichtung eines jeden Bartstoppels und in welchem Winkel er ihn am besten rasieren konnte. Er schmunzelte: ja, sein Gedächtnis war noch immer gut. Und da kam ihm eine Idee.
Er kramte in seinem Portemonnaie und gab seiner Enkelin einen großen Geldschein.
Anne, ich sage Dir jetzt neun Produkte, die Du für mich kaufen sollst. Wenn Du es schaffst, genau die richtigen zu finden, gebe ich Dir ein großes Eis aus.
Annes Augen wurden ganz groß, als sie sich ein riesengroßes Eis vorstellte. Nun kamen ihr aber Zweifel:
Opi, wie willst Du denn sichergehen, dass ich genau die richtigen Produkte gekauft habe?
Der Großvater lächelte und kaute genüsslich auf einem Stückchen Kandiszucker.
Alle Produkte, die Du besorgen sollst, kenne ich in- und auswendig. Ich werde Dir, wenn Du wieder hier bist, Fragen zu den Produkten stellen, die Du nur beantworten kannst, wenn Du die richtigen Artikel gekauft hast.
Anne brauchte nicht lange nachzudenken. Sie ließ sich von ihrem Großvater eine Liste der Produkte geben und schlenderte Fröhlich zum nahegelegenen Supermarkt.
Nach zwei Stunden war sie wieder zurück und jedes ihrer Produkte hielt der Prüfung des Großvaters statt. Das Rieseneis hatte sie sich redlich verdient.