Die Geschichte(n) von Anne und Opa

Die Charaktere

Opa
Opa ist knapp 80 Jahre alt, absolut fit im Kopf aber leider seit einigen Jahren erblindet. Seine Frau starb vor 6 Jahren und seitdem konzentriert er seine ganze Zuneigung auf seine Enkelin Anne. Er wohnt im selben Ort wie Anne, nur 3 Fußminuten entfernt. Opa liebt Rätsel und Knobeleien fast genauso sehr wie Kandiszucker. Wann immer er sein Gehirn anstrengt, braucht er Kandis. Ist keiner zur Hand, wird er schnell wortkarg und unwirsch. Sein liebstes Spiel ist Schach, was er so gut kann, dass er es ausschließlich im Kopf spielen kann.
Anne
Anne ist 9 Jahre alt, und geht in die 4. Klasse der Grundschule. Anne fährt gerne Fahrrad und spielt mit ihrem Opa Schach oder andere Spiele. Dabei sind beide immer sehr kreativ und haben schon das ein oder andere Spiel erfunden. Da ihre Eltern beide berufstätig sind, geht sie nach der Schule immer direkt zu ihrem Opa und verbringt dort sehr viel Zeit. Anne ist mehrfache Schulschachmeisterin – vermutlich durch das dauernde Training mit ihrem Opa. Anne liebt Tiere über alles und ist lebhaft und extrovertiert. Geheimnisse kann sie nie lange für sich behalten.

Die einzelnen Geschichten

Einkaufs-Rallye

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Opa, bitte spiel mit mir!

Anne hüpfte nervös von einem Fuß auf den anderen. Anne war mittlerweile 9 Jahre alt, ging in die Schule und konnte schon gut lesen. Sie verbrachte viel Zeit mit ihrem Großvater, der leider seit einigen Jahren erblindet war. Obwohl er schon über 80 Jahre alt war, befand sich sein Gedächtnis allerdings noch in einem tadellosen Zustand und deshalb konnte man prima Spaß mit ihm haben.

Sie spielten oft zusammen Schach: Anne musste ihrem Großvater nur sagen, welche Figur sie von wo nach wo setzte, den Rest konnte er im Kopf durchspielen. Es ist überflüssig zu erwähnen, dass der Großvater ein ausgezeichneter Schachspieler war. Er war sogar so gut, dass er es für Anne immer so aussehen ließ, als hätte sie ganz knapp gewonnen. Er mochte Anne mindestens so gerne wie sie ihn und deshalb ließ er sie gerne gewinnen, damit sie die Lust am Spiel nicht verlor. Heute aber hatte der Großvater keine Lust auf ein Schachspiel, denn er war ein wenig müde.

Ach, Anne. Was sollen wir denn spielen? Ich bin alt und blind und…

Jajaaa, das weiß ich doch alles. Wie wär's, wenn Du Dir ein neues Spiel einfallen ließest? Du hast doch immer so lustige Einfälle.

Ich weiß nicht, ob…

Büttäääää Opi! Büddä büddä büddä!

Nun lass mich doch erst einmal nachdenken

Der Großvater runzelte die Stirn und fing an zu grübeln.

Ich hol Dir schnell den Kandis-Zucker, Opi

Am besten konnte er nachdenken, wenn seine alten Zähne dabei Kandis-Zucker mahlten und sich das herrlich knirschende Gefühl im ganzen Körper bemerkbar machte. Er konnte dabei sehr gut entspannen. Nachdenklich wippte er in seinem Schaukelstuhl und kratzte sich mit der rechten Hand über die Bartstoppeln. Rasieren müsste er sich auch mal wieder. Seit einigen Jahren war er ein wenig nachlässig geworden was das Rasieren anging. Aber die Bewegungsabläufe kannte er noch immer. Er kannte jede Kurve seines Gesichtes, die Wuchsrichtung eines jeden Bartstoppels und in welchem Winkel er ihn am besten rasieren konnte. Er schmunzelte: ja, sein Gedächtnis war noch immer gut. Und da kam ihm eine Idee.

Er kramte in seinem Portemonnaie und gab seiner Enkelin einen großen Geldschein.

Anne, ich sage Dir jetzt neun Produkte, die Du für mich kaufen sollst. Wenn Du es schaffst, genau die richtigen zu finden, gebe ich Dir ein großes Eis aus.

Annes Augen wurden ganz groß, als sie sich ein riesengroßes Eis vorstellte. Nun kamen ihr aber Zweifel:

Opi, wie willst Du denn sichergehen, dass ich genau die richtigen Produkte gekauft habe?

Der Großvater lächelte und kaute genüsslich auf einem Stückchen Kandiszucker.

Alle Produkte, die Du besorgen sollst, kenne ich in- und auswendig. Ich werde Dir, wenn Du wieder hier bist, Fragen zu den Produkten stellen, die Du nur beantworten kannst, wenn Du die richtigen Artikel gekauft hast.

Anne brauchte nicht lange nachzudenken. Sie ließ sich von ihrem Großvater eine Liste der Produkte geben und schlenderte Fröhlich zum nahegelegenen Supermarkt.
Nach zwei Stunden war sie wieder zurück und jedes ihrer Produkte hielt der Prüfung des Großvaters statt. Das Rieseneis hatte sie sich redlich verdient.

Nistzwist

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Opi, Opi! Bei uns im Obstgarten habe ich schon wieder ein Meisenpaar beobachtet!

Sooo? Hm…

Der Großvater lehnte sich in seinem Schaukelstuhl zurück und kratzte sich wieder einmal über seine Bartstoppeln. Verflucht, er wollte sich doch nicht so gehen lassen und sich wieder häufiger Rasieren. Nun ja, das musste erst einmal warten.

Du magst Vögel sehr gerne, nicht wahr, Anne?

Anne nickte. Da fiel ihr wieder ein, dass ihr Großvater schon längere Zeit erblindet war und sagte schnell:

Jaaaa! Ich liebe Vögel!

Nun, dann sollten wir vielleicht über einen geeigneten Unterschlupf nachdenken. Als ich in Deinem Alter war, habe ich einen Nistkasten gebastelt und an unseren Kirschbaum gehängt. So konnten so einige Meisen den Winter in Ruhe überdauern

Annes Augen weiteten sich.

Opa… das… das ist eine Superidee! Ich werde auch so einen Nistkasten basteln.

Der Großvater schmunzelte. Früher war er auch voll Enthusiasmus und heute… heute konnte er sich kaum aufraffen, sich zu rasieren.

Anne, ich hab eine Idee. Schau mal im Internet, ob Du eine Bauanleitung für einen Nistkasten findest und mach eine Liste, was Du alles benötigst. Ich rasiere mich derweil.

Anne stöberte eifrig im Internet herum und hatte bald ein schönes Modell gefunden, welches einfach zu basteln aussah. Im selben Moment kam der Großvater aus dem Bad.

Und, wie steht's, Anne? Hast Du etwas gefunden?

Das hatte sie. Leider hatte der Großvater nur einen 100€-Schein und so lief Anne mulmigen Gefühles mit ihrem Bollerwagen zum nächsten Baumarkt. Vor Ort überlegte sie sich, dass sie lieber ein bisschen mehr Holz mitnehmen sollte, damit sie auch üben konnte. Und vielleicht blieb ja am Ende genug übrig, um noch einen zweiten Nistkasten zu basteln. Leider hatte sie sich ein wenig verschätzt und nahm genug Material für über ein Dutzend Nistkästen mit. So kam es dann, dass die 100€ fast komplett ausgegeben wurden und Anne für einige Zeit nicht beim Großvater auftauchte…

Anne, na das ist aber eine Überraschung! Dich habe ich ja seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen! Wolltest Du nicht zusammen mit mir einen Nistkasten basteln?

Ja ja, das schon… er… also… sie sind schon fertig.

Oho, Du hast mehr als einen gebastelt? Das ist doch wunderbar!

Genaugenommen habe ich für jeden Baum im Obstgarten einen gebastelt.

Der Großvater schoss aus seinem Schaukelstuhl empor.

Du hast WAS? Anne, wir können doch nicht einfach an jeden Baum in meinem Obstgarten einen Nistkasten aufhängen! Die Vögel stören sich dann doch gegenseitig!

Oh, daran hatte ich gar nicht gedacht. Aber bist Du sicher, dass es nicht doch eine Möglichkeit gibt, wie sie sich nicht stören?“

Der Großvater setzte sich langsam wieder und dachte nach. Er roch eine Knobelei. Er liebte Knobeleien.

Gut, lass uns überlegen. Aber bring mir doch bitte erst meinen Kandiszucker, dann kann ich besser nachdenken

Das ließ sich Anne nicht zweimal sagen. Nach langem gemeinsamen Grübeln fanden sie eine Möglichkeit, alle Nistkästen aufzuhängen, ohne dass sich die Vögel zu nahe kamen.